Das Wadi Rum in Jordaniens Süden ist ein Ort, wie ich ihn kein zweites Mal erlebt habe. Sandig, endlos, mysteriös, freundlich, tags heiß, nachts kalt, ein Sternenhimmelerlebnis, ursprünglich, einfach nur wunderschön!
Ich hatte bei einem Beduinen eine Übernachtung gebucht. Nachdem er mich abholt, nimmt er mich mit zu sich nach Hause in sein schickes Haus im Dorf, wo er mit seiner Frau und seinen Kindern wohnt. Sein Sohn Mohammed, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er alt genug ist ein Auto zu fahren zu dürfen, fährt uns weit raus in die Wüste. Er zeigt uns Felsen, Wasserstellen, die Weite, macht ein Feuer, um Tee zu kochen und bewirtet uns gastfreundschaftlich.
Seine Frage, ob wir nun ins Touristencamp wollen, verneinen wir. Also fahren wir noch weiter raus, wo einsam ein großes schwarzes Wohnzelt an einer Felswand steht. Hier lebt die erste Frau des Beduinen und seine Mutter, halbnomadisch, immer auf der Suche nach neuen Weidegründen für ihre Ziegen.
Wir verbringen zwei Tage und zwei Nächte in der Einsamkeit. Wir helfen das Zelt umzuziehen, den Ziegenverschlag neu aufzubauen und werden herzlich bekocht. Die Stille ist einmalig. Nichts, außer Wind und vereinzeltem Ziegenglockengebimmel. Nachts leuchtet die Milchstraße über uns, während wir open air auf unseren Matratzen einschlafen.
Eine Beduinenfamilie verwaltet Petra, Jordaniens größten Kulturschatz. Petra ist alles. Stadt, Friedhof, Kloster, Amphietheater, Wohnstätte, Bank, Schatzkammer, Tempel, Raststätte für durchziehende Beduinen. Alles ist in den Fels gehauen. Jeder Raum, jede Behausung. Das alles in einer gigantischen Schlucht.
Heute ist Petra Tummelplatz für Besucher. Außer du kommt ganz früh morgens, dann hast du die Felsstadt noch für dich alleine. Ein paar verschlafene Beduinen liegen noch im Sand, oder trinken gemütlich Tee und lachen mir zu. Keiner lässt sich von mit stören, während ich langsam herumlaufe.
Nur zwei Stunden später sieht alles ganz anders aus. Massenweise Leute (wo die alle herkommen? - vermutlich von Kreuzfahrtschiffen, denn sonst ist Jordanien recht ruhig) stehen vor der Schatzkammer und fotografieren. Die zurückhaltenden Beduinen haben sich zu erbarmungslosen Souvenirverkäufern entwickelt, die solange auf die Menschen einreden, bis sie etwas kaufen. Showfotos auf geschmückten Kamelen werden angeboten oder kitschige made-in-China Figuren.
Ich ziehe mich in die Außenbereiche zurück, bis der größte Trubel vorüber ist. Dann ist Petra wieder alles