Gebirge, der Himalaya, schneebedeckte Gipfel - das ist wohl das Erste was einem zum Stichwort Nepal einfällt. Natürlich haben uns die hochalpinen Wanderungen, die fantastischen Aussichten und die kargen Gebirgsslandschaften ins Land gelockt. Aber, dass Nepal so vielfältig ist, wie kaum ein anderes Land auf diesem Planeten haben wir erst nach 2 Monaten in diesem wundervollen Land herausgefunden.
Uralte, tempelgesäumte Altstädte im Kathmandu Tal, abgelegene Urwaldparks wie der Bardia Nationalpark voller Tiger, Elefanten und Nashörner, Gebetsfahnen, die leise im Wind flattern und die ihre Gebete zu Buddha tragen.
Tibetische Mönche in ihren roten Roben nennen das Land ihr zweites zu Hause und erzählen den Besuchern freimütig, dass sie von den Chinesen aus ihrem Tibet vertrieben wurden. Nach einem langen
Wandertag stürzen wir uns auf Momos und Thukpa, zwei Klassiker der nepalesischen/tibetischen Küche.
Genieß die Reisefotos, ich möchte dir hier eins meiner absoluten Lieblingsländer näherbringen:
Der Legende nach wurde Buddha genau hier vor 2500 Jahren geboren. Dort wo heute der weiße Tempel steht, stand damals ein Bodhi Baum, unter dem Buddha das Licht der Welt erblickte. Heute ist um
den Geburtsort ein gewaltiger Tempelkomplex entstanden, der Pilger aus der ganzen Welt anzieht. Jedes buddhistische Land auf der Welt hat einen Heimtempel für die Pilger ihres Landes erbaut,
indem sie beten können. Warum Deutschland, eine absolute Hochburg des Buddhismus, gleich zwei Tempel gebaut hat, konnte mir allerdings keiner erklären.
Mit dem Fahrrad die Tempelanlagen zu erkunden ist ein wunderschöner Einstieg in das Land (wir kamen von der Grenze aus Indien herüber). Abends leuchten die Tempelanlagen am schönsten und diese Mönchsgruppe unten wollte unbedingt ein Foto mit mir machen. Vermutlich bin ich jetzt 27 Fotoalben verewigt.
Es ist später Nachmittag, meine Freundin, ich und unser Guide laufen seit Stunden durch die trockene Hitze. Es ist unser zweiter Tag im Park. Wir streiften durch dichten Sal-Wald, Savanne und
Flusslandschaften. Rehe, Affen, Pfaue und ein Krokodil ist unsere Ausbeute bisher. Nicht schlecht, aber auch nichts besonderes. Wo sind die wirklich spektakulären Tiere? Unser Guide hat eine
frische Nashornspur gefunden, die zum ausgetrockneten Fluss führt. Wir laufen auf die breite Kiesbank, nichts außer flirrender Hitze und Steinen. TIGER, TIGER, TIGER ruft unser
Guide. Meine Bewegungen erstarren. 80m Distanz. Er schaut uns direkt an. Keine Gitterstäbe zwischen uns, kein schützendes Auto, kein Gewehr - nur wir drei zu Fuß
mit Ästen bewaffnet, die mir gerade wie Streichhölzer vorkommen verglichen mit der Kraft, die uns direkt anschaut. Adrenalin pur. Reglos liegt ein großer männlicher Königstiger auf
dem warmen Sand. Nimmt seine Augen keinen Zentimeter von uns. - Wir machen eine vorsichtige Bewegung rückwärts. Der Tiger springt auf. Mein Herz schlägt am Maximum, alle Muskeln spannen
sich an. Bedächtig schreitet er über die Steine halb zu uns, halb Richtung Busch, in dem er lautlos verschwindet. Ganz so als wenn er uns zu verstehen geben wollte, dass er gerade keine Lust
hatte uns zu verspeisen. Eine Minute hat unsere Begegnung gedauert. Eine Minute, an die ich bis heute oft zurückdenke. Gerade mal drei Fotos habe ich hinbekommen, so intensiv war diese
Begegnung.
Der Tiger war die Krönung von insgesamt drei Tagen wandern im Park. Nur sehr wenige Menschen haben das Glück einen der 3000 verbliebenen Tiger auf diesem Planeten zu sehen... In
abgelegenen Teilen Nepals ist es möglich!
Warum du in den Bardia NP fahren solltest?
Im Terai, dem Flachland Nepals gibt es zwei Nationalparks, wo du sehr gute Chancen auf Wildlife hast. Den Royal Chitwan NP und den Bardia NP. Chitwan NP liegt perfekt auf der Touristenrunde, und
wird sogar von den organisierten Busgruppen angesteuert. Das heißt: Massentourismus pur. Wer ernsthaft Wildlife sehen will hat hier ein Problem. Tiere mögen keine Menschenmassen und
verziehen sich in den tiefen Wald - also Pech für die Besucher. Trotzdem soll hier die Chance Panzernashörner zu sehen auch hier recht gut sein.
Trotzdem meine Empfehlung: Nehmt die lange Busfahrt (geht auch übernacht - so verliert ihr keinen Reisetag) zum Bardia NP in Kauf, und wandert durch einen Park, der noch ursprünglich ist, in dem
sich die Campbesitzer und Tourguides noch über Besucher freuen. Auf ganztägigen Wanderungen kamen wir tief genug in die Wildnis und haben Nashörner, Elefanten, den Tiger,
Krokodile, Nashornvögel und Affen gesehen. Auch hier gibt es ein Elefantencamp am Parkrand (siehe weiter unten) in dem wir die Einzigen Besucher
waren.
Nichts für Tierschützer, denn Elefanten werden hier seit Jahrhunderten für Waldarbeiten abgerichtet und leben domestiziert mit den Menschen und ihren Mahoots.
Trotzdem war das Elefantencamp am Bardia NP eins unserer Highlights. Wir kamen am späten Nachmittag, als gerade die Tiere aus dem Wald zurückkamen. Niemand außer uns war
da. Keine anderen Touristen, nur ein Mahoot, der uns Äste als Futter gab. Wir fütterten die Tiere, spielten und rauften sogar mit ihnen. Ein Jungtier wollte seine Kräfte
mit mir messen und zog mich mit seinem Rüssel an meinen Arm zu sich heran. Ich konnte mich zum Glück befreien, denn ich glaube nicht, dass der Kleine versteht, dass ich nicht unter ihm liegen
möchte.
Freundliche Menschen haben uns überall empfangen. Eigentlich der größte Schatz des Landes...
Die Umrundung des Annapurna Massivs gehört zu den bekanntesten und spektakulärsten Wanderungen auf diesem Planeten. Knapp 3 Wochen Wanderzeit planten wir ein, und die haben es wirklich in sich. Karge Gebirgslandschaften, fruchtbare Täler, wüstenartige Tiefebenen, schneebedeckte Hänge, eine Passüberquerung über 5400m hoch, Yaks und Steinböcke, ausgetrocknete Flusstäler und wacklige Hängebrücken. Jeder Tag ist neu. Jeder Tag hält Überraschungen bereit. An jedem Abend freuten wir uns darüber, dass wir trotz Muskelkater so viele neue Eindrücke bekamen.
Dazu ist die Wanderung recht bequem. Entlang des gesamten Wegs stehen Gäste- und Teehäuser, wo wir günstig übernachten und die nepalesische Küche probieren konnten. In der Versorgungsstadt
Pokhara gibt es genug Trekkingshops um dich mit (gefälschtem ) Equipment auszurüsten.
Auch ist die Wanderung recht günstig. Du brauchst weder Führer noch Träger, keine teure Ausrüstung (nein, all die teueren Dinge aus deinem Outdooshop brauchst du dir wirklich nicht kaufen). So kommst du mit 10-15 Euro pro Tag für Essen und Übernachtung aus.
Einziger Wehrmutstropfen: Die Wanderung ist kein Geheimtipp. Weltweit ist sie eine der beliebtesten Wanderungen überhaupt. Wir starteten aber in der absoluten Nebensaison, April/Mai, hier gingen täglich noch 30 andere Wanderer am Einstiegspunkt los. In der Hauptsaison sollen es über 300 pro Tag sein.
Kathmandu - in den 70ern ein Traumziel auf dem Hippitrail. Heute sieht Kathmandu anders aus. Enge, Gestank und Menschenmengen an jeder Straßenecke. Durch die Talkessellage zieht der Smog auch schlecht ab. Dazu mit dem Stadtteil Thamel eine Touristenmeile mit Trekking- und Souvenirshops, westlichen Bars und Hotels, die mich sehr abgeschreckt hat.
Mein Tipp für Kathmandu: Lasst Thamel und Kathmandu selber links liegen und schlaft am Stadtrand, an der Bodnath Stupa. Dies ist wirklich ein magischer Ort. Pilger aus
dem ganz Land kommen hierher um sieben mal im Uhrzeigersinn um den Tempel zu laufen. Dabei beten die Menschen, bewegen Gebetsrollen, geben den Mönchen Opfergaben und brennen Räucherwerk
ab. Wenn du hier deine Herberge hast, dann kriegst du wirklich einheimisches Leben mit, während du entspannt auf der Dachterrasse deines Hostels sitzt - oder dich ins Getümmel
stürzt.
Im Kathmandu Tal gibt es drei Königsstädte mit wunderschönen Altstädten: Bhaktapur, Patan, und Kathmandu selber. Wir haben alle drei besichtigt, und sie sind wirklich alle drei sehr sehenswert. Jedoch ist Bhaktapur in meinen Augen am besten erhalten, am untouristischsten (zumindest in der Nebensaison am frühen Morgen siehe Fototipps) Wir fühlten uns wie bei einer Zeitreise: Menschen dreschen Getreide, Töpfern, schnitzen Rosenholztische, zünden Kerzen in Tempeln an, genau wie sie es vor Hunderten von Jahren auch getan haben.