Abenteuer am Mount Everest und Trekking im Himalaya sind die Touristenmagneten des Landes. Aber abseits der weltbekannten Wanderungen liegt, gut versteckt im Südwesten, ein kaum bekannter
Ort: Der Bardia Nationalpark. An den Füßen des höchsten Gebirges der Welt zieht sich eine savannenartige Landschaft. Hier wechseln sich Grasland mit Busch und lockerem Wald ab. Ein perfekter
Lebensraum für Grasfresser: Elefanten, Nashörner und Hirsche. Durch die spärliche Besiedlung ist der Nationalpark aber auch ein Rückzugsort für eins der gefährlichsten Tiere der
Welt.
Die Hitze flimmert. Auf dem Kies steht die Luft zum Zerschneiden dick. „There! There!", ruft unser Guide. Meine Bewegungen erstarren. 80 Meter Distanz. Er schaut uns direkt an. Adrenalin pur.
Reglos liegt er auf dem warmen Sand. Nimmt seine Augen keinen Zentimeter von uns...
15 Stunden Nachtbusfahrt liegen hinter mir und meiner Freundin Julia. Wir haben Lumbini, den Geburtsort Buddhas, hinter uns gelassen. Julia fühlt sich sprichwörtlich gerädert. Sie hat sich von
ihrer Amöbenerkrankung aus den unhygienischen Bedingungen im indischen Varanasi noch nicht hundertprozentig erholt. Immerhin schlägt das Antibiotikum langsam an. An einer Weggabelung im Wald hält
der Bus an. Der Busfahrer nickt uns zu. Julia und ich holen unsere Backpacks aus dem Laderaum. Dann verschwindet der Bus im roten Staub der Piste. Wir sehen uns um. Eine leere Weggabelung.
Hier wollen wir uns mit Krishna treffen. Er holt uns ab, hat er gesagt. - Aber hier ist niemand. Vielleicht hätten wir doch den Chitwan-Nationalpark besuchen sollen, denke ich mir. Nepal ist eine
wahre Schatzkammer auf diesem Planeten. Im Süden des Landes zieht sich das Terai. Es ist eine flache fruchtbare Ebene an den Hängen des Himalaya, das von Buschland und Sal-Wald durchzogen ist.
Nördlich stemmt sich die gewaltige Bergkette über 8000 Meter hoch und nimmt den größten Teil des Landes ein. Wegen seiner Gipfel steht Nepal auf der Liste vieler internationaler Besucher. Weil
der Chitwan-Nationalpark nicht weit weg von den größten Touristenzielen entfernt liegt, ist er überfüllt von Menschen, die nach ihren Trekkingtouren im Himalaya noch Zeit für einen halben Tag
Dschungel haben. Leider zerstören wir dabei genau das, was wir suchen: Wildnis, Abgeschiedenheit, unberührter Dschungel, wilde Tiere wie Panzernashörner, bengalische Tiger, Elefanten, Krokodile.
Daher haben wir lieber die Alternative gewählt. Wir haben gar nicht viel gemacht, um den Bardia-Nationalpark ausfindig zu machen. Ein einfacher Hinweis im Reiseführer hat gereicht: „Hier gibt es die gleichen Tiger, Elefanten und Nashörner, nur ohne die Massen." Massenandrang ist immer schlecht für Tierbeobachtungen, weil sich wilde Tiere von Menschen gestört fühlen und sich tiefer in den Wald zurückziehen. Diese Erfahrung habe ich leider in Waldgebieten in Indien und Thailand machen müssen, wo wir statt versprochener Elefantenbeobachtungen einen schönen tierbefreiten Dschungelspaziergang gemacht haben. Aber wenn auf dem Weg die bunten Armreifen indischer Frauen klimpern, das laute Gerede italienischer Touristen und deutsches Motzen über viel zu wenig Tiere durch den Wald schallen, würde ich mich als Elefant auch zurückziehen.
4 Monate Elternzeit - Zeit nur für uns als Familie. Wir haben unsere Jobs pausiert, eine Schulbefreiung für unsere Tochter erwirkt und sind einfach losgezogen. Ich erzähle dir gerne mehr über unsere Erlebnisse, unsere Learnings, den Sorgen, den Fehlern und vom Glück des gemeinsamen Aufbrechens. Und vor allem: wie du mit deiner Familie davon profitieren kannst.
Wahnsinnig! Glücklich! Vom Reisen mit Kindern.
Familienabenteuer: Aufbruch nach Kanada. Wie uns ein Lama vor Bären gewarnt hat. Workaway - Freiwilligenarbeit mit Locals auf Farmen. Meeresleuchten in Mexiko. Schwimmen mit Haien in Belize.
Inspiration: Schulbefreiung - geht das? Autokauf statt Mieten im Ausland. Lernen in einer indigenen Dorfschule in Guatemala. Warum es so wichtig ist, dass Väter Verantwortung übernehmen.
Persönlich: Zusammenleben in einer Earthship-Gemeinschaft. Wie wir mit Sorgen
und Ängsten vor Reisen umgehen. Warum es uns gut tut, immer wieder die Komfortzone zu verlassen.
Meine berührendsten Geschichten aus unserer gemeinsamen Elternzeit. Voll bebildert. Erschienen in der renommierten Traveldiary Reihe des 360° Medien Verlags.
... Sein Blick ist wachsam, abwägend durchdringend. Nur das flache, steinige Kiesbett zwischen uns, keine Gitterstäbe, keine Scheibe, kein schützendes Auto, keine Waffen. Schutzlosigkeit. Nur
er und wir...
Krishna und Papu holen uns auf Motorrädern ab. Die beiden sind Anfang 20, Lederjacke, Sonnenbrille breites Grinsen. Sie sind das, was wir heute Start-up-Gründer nennen. Wir fahren zu ihrem Camp,
das sie vor kurzem eröffnet haben. Hier stehen acht Zelte und ein kleines Haus, wo Krishnas Cousin Essen für die Besucher zaubert. Abends besprechen wir den folgenden Tag und welche Chancen es
gibt, Tiere zu sehen. Wir besuchen den Park gegen Ende der Trockenzeit. Perfekt für uns, da die Tiere zum Trinken an die wenigen verbliebenen Wasserstellen kommen. Große Herden Hirsche leben im
Park, die bevorzugte Nahrung von Tigern.
In den Wäldern gibt es noch kleine Populationen von Waldelefanten. Papu seufzt. „Elefanten sind sehr gefährlich. Besser wir sehen sie nicht, letztes Jahr haben sie zwei Besucher getötet.“ Ein
Panzernashorn werden wir auf jeden Fall sehen. Am Eingang des Parks steht ein Gehege mit einem Tier, das letztes Jahr einen einheimischen Bauern getötet hat. „Aber am gefährlichsten sind Tiger“,
sagt Papu. „Du kannst nichts machen, um sie abzuwehren. Sie sind sehr stark, wirklich groß. Normalerweise kommen sie nicht zu Menschen, da sie sehr schüchtern sind." Julia und ich schauen uns
verunsichert an. Das klingt alles doch ein bisschen gefährlicher, als wir es uns vorgestellt haben.
In der Morgendämmerung betreten wir den Nationalpark. Gemeinsam mit Papu waten wir durch einen Fluss, der die Parkgrenze festlegt. Auf Geheiß unseres Guides haben wir sehr viel Wasser dabei. Er
hat uns auf einen langen Marsch unter sengender Sonne im offenen Buschland vorbereitet.
Zunächst wandern wir durch einen lichten Wald, wo uns eine Schar Nashornvögel anschreit. Nashörner wären zwar spektakulärer, aber auch die großen Vögel sind eindrucksvolle Tiere. Wir laufen viele
Stunden durch das Buschland.
Papu kennt etliche Stellen, wo sich eine Pause lohnt, um auf Tiere zu warten. An einem See staksen Hirsche durch eine flache Querungsstelle. Am Ufer spielt eine Affenfamilie. Ein gewaltiges
Krokodil liegt mit weit geöffnetem Maul in der Sonne und wärmt sich auf. Wir laufen weiter und schwitzen dabei. In der Abenddämmerung verlassen wir den Park. Wir sind enttäuscht. Eigentlich war
es ein schöner Tag. Unsere Wanderung führte durch herrliche Natur und wir haben Tiere beobachtet. Wir könnten uns glücklich schätzen – wenn da nicht diese Erwartungshaltung wäre. Tiger,
Elefanten, Nashörner wollten sich einfach nicht zeigen.
Und das ist leider ein grundsätzliches Problem mit unseren Erwartungen. Gehen wir nach draußen und versprechen uns gar nichts von dem Tag, können wir nur positiv überrascht werden. Auf einer
früheren Reise durch den Südwesten der USA fahre ich mit Julia nach Las Vegas, wie immer ohne eine Unterkunft vorzubuchen. Da wir bei den ersten Hotels abgewiesen werden, rufen wir eine
Buchungshotline an, die USA-weit Zimmer anbietet. Wir haben Glück und ergattern im blinkenden Riviera Hotel ein Zimmer. Da wir das Zimmer nur als Ausgangspunkt für Stadterkundungen nutzen wollen,
sind unsere Erwartungen niedrig. An der Rezeption ist das Hotel ausgebucht. Kurzerhand bekommen wir ein Upgrade. Wir nächtigen in der Suite, mit zwei Schlafzimmern, Wohnzimmer und Jacuzzi. Obwohl
wir nur wenig Geld bezahlt haben, fühlen wir uns wie die Könige von Las Vegas. Wenn ich heute nach einem besonderen Hotel gefragt werde, fällt mir immer diese Begebenheit ein. Ein Glücksgefühl,
ausgelöst durch weit übertroffene Erwartungen.
Aber Erwartungen können schnell zum Problem werden. Werbung befeuert sie stark, insbesondere Social Media. Unfassbare Bilder von emotional herausragenden Momenten werden hier geteilt. Die
Accounts gehören scheinbar ganz normalen Leuten. In Wirklichkeit stecken oft aufwendige Inszenierungen dahinter: Models, Bühnenbildner, Fotografen. Die Aufträge stammen von großen Unternehmen,
die den Eindruck vermitteln wollen, das alles sei spontan, einfach und normal. Der Effekt wirkt. Das alles wollen wir natürlich auch für unser Leben. Aber das Leben schuldet uns rein gar nichts.
Keinen Sonnenschein für unsere Grillparty und keine Busverbindung, wenn wir in Eile sind. Erst recht schuldet es uns keinen Tiger nach stundenlanger Suche und Reisestrapazen. Stehe ich morgens
mit diesen Erwartungen auf, werde ich vermutlich schnell enttäuscht. Vielmehr lohnt es sich, mit offenem Herzen statt Erwartungen durch die Welt zu gehen. Werden meine Wünsche doch erfüllt,
freue ich mich und nehme sie dankbar an.
Nach einem Pausentag gehen wir nochmal los. Diesmal ist Krishna unser Führer. Wieder waten wir durch den Fluss. Wieder werden wir von den Nashornvögeln begrüßt. Heute laufen wir andere Wege.
Irgendwann gelangen wir doch an denselben See. Vielleicht kommt ja ein Nashorn zum Trinken. Krishna unterhält sich mit einem Ranger, der den Park vor Wilderern schützt. Er habe heute Morgen ein
Nashorn in einem ausgetrockneten Flusslauf in der Nähe gesehen, erzählt er.
Wir folgen seinem Rat und setzen uns in Bewegung entlang des schlammigen Ufers. Krishna findet frische Fußabdrücke im Matsch. Wir nehmen die Route entlang der Böschung eines ausgetrockneten Flusslaufs. Krishna will erst einmal vorsichtig alleine nachsehen, ob das Nashorn in der Nähe ist. Zur Sicherheit sollen wir in einen Baum klettern, was wir auch tun. Wir warten in der Krone. Einige Zeit später kommt Krishna wieder. Er hat ein paar frische Hinterlassenschaften gefunden. „Das Nashorn muss sehr nahe sein", meint er. Wir gehen alle drei auf das Kiesbett.
Dann ist er da, der Moment. „Tiger! Tiger! Tiger!", ruft Krishna und wedelt mit den Armen. Ich schaffe es kaum, meine Kamera hochzuheben.
Nach Augenblicken, die sich wie Stunden hinziehen, machen wir eine vorsichtige Bewegung rückwärts. Der Tiger springt auf, setzt eine Tatze vor die andere. Immer noch wendet er seinen Blick nicht
von uns ab. Mein Herz schlägt am Maximum, alle Muskeln spannen sich an. Bedächtig schreitet er über die Steine halb zu uns, halb Richtung Böschung. Elegant. Lautlos. Abwägend. Ein großer
bengalischer Tiger. Er verschwindet dann einfach im Busch. Ganz so, als wenn er uns zu verstehen geben wollte, dass er gerade keine Lust hatte, uns zu verspeisen. Oder war er tatsächlich
schüchtern? Eine Minute hat unsere Begegnung gedauert. Eine Minute, an die ich bis heute oft zurückdenke. Gerade mal drei Fotos habe ich hinbekommen, so intensiv war diese Begegnung.
Der Tiger ist die Krönung von insgesamt drei Tagen Wandern im Park. Die Nashörner und Elefanten haben wir auch noch gesehen – wenn auch Krishna uns bei den Elefanten keine 20 Sekunden gegönnt
hat, bis er uns zum Rückzug drängte. Die sind wohl nicht so schüchtern wie der Tiger. Die 15 Stunden Busfahrt haben sich gelohnt. Nur sehr wenige Menschen haben das Glück, einen der 3000
verbliebenen Tiger auf diesem Planeten in freier Wildbahn zu sehen. In abgelegenen Teilen Nepals ist es möglich!
Ich erzähle dir gern mehr von meinen Erfahrungen, Erlebnissen und Learnings Nepal. Von den fernen Welten, und von all den Höhen und Tiefen, die das Reisen für mich bereit gehalten hat. Und vor allem: wie Du davon profitieren kannst
Freiheit leben - Was ich von der Welt gelernt habe
Abenteuer: Work & Travel in Australien. Herzrasen bei einer Autoauktion in Neu Seeland. Gefährliche Tigerbegegnung in Nepal. Bungee- oder Fallschirmsprung?
Inspiration: Meine Erfahrungen als Kanuguide in Schweden. Wie mir eine Schaffarm in Neu Seeland aufzeigt, was das Wichtigste bei der Berufswahl ist. Warum uns fremde Menschen in Asien vorbehaltlos zum Essen, Feiern und Übernachten einladen.
Persönlich: Wie die Beduinen in Jordanien mit mehreren Ehefrauen leben. Warum Panamas Kuna-Indianer ihre Unabhängigkeit verteidigen. Was die Menschen auf einsamen Inseln in Indonesien zufrieden macht.
Meine berührendsten Geschichten von diesem wunderschönen Planeten. Voll bebildert. In Zusammenrbeit mit dem Naturzeit Reiseverlag.
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Die Umrundung des Annapurna Massivs gehört zu den bekanntesten und spektakulärsten Wanderungen auf diesem Planeten. Knapp 3 Wochen Wanderzeit planen wir ein, und die haben es wirklich in sich. Karge Gebirgslandschaften, fruchtbare Täler, wüstenartige Tiefebenen, wechseln sich mit schneebedeckten Hängen ab. Yaks und Steinböcke schauen ruhig dabei zu, wie wir uns durch ausgetrocknete Flusstäler und wacklige Hängebrücken kämpfen. Der Höhepunkt ist die Überquerung des verschneiten Passes auf über 5400m. Jeder Tag ist neu. Jeder Tag hält Überraschungen bereit. An jedem Abend freuen wir uns darüber, dass wir trotz Muskelkater so viele neue Eindrücke bekommen.
Im Kathmandu Tal gibt es drei Königsstädte mit wunderschönen Altstädten: Bhaktapur, Patan, und Kathmandu selber. Wir haben alle drei besichtigt, und sie sind wirklich alle drei sehr sehenswert. Wir fühlten uns wie bei einer Zeitreise: Menschen dreschen Getreide, Töpfern, schnitzen Rosenholztische, zünden Kerzen in Tempeln an, genau wie sie es vor Hunderten von Jahren auch getan haben.