Der WWF hat sich vor langer Zeit dafür stark gemacht, Sumatras Orang Utans zu schützen. So entstand der Gunung Leuser National Park im Nordwesten Indonesiens. Bekannt ist der Park für seine Orang Utan Schutzstation. Verletzte oder beschlagnahmte Menschenaffen werden hier im dichten Primärwald wieder ausgewildert. Zweimal am Tag können Besucher bei der Fütterung der halb wilden Tiere live dabei sein. Dabei passieren schon mal die merkwürdigsten Vorfälle…
Die Hitze steht. Mein T-Shirt klebt an mir. Julia, ich und eine Gruppe Backpacker stehen an der Abzäunung. Der Ranger löst sich von unserer Gruppe und legt Obst auf einer Holzplattform fünf Meter vor uns ab. Wir starren in das Grün des Dschungels. Riesige Bäume, Lianen, undurchdringliches Dickicht. Dann raschelt es tief im Wald, Unruhe kommt auf, ein paar Vögel fliegen laut krächzend auf. Das Rascheln kommt näher. Wir können noch nichts erkennen, hören nur das Geräusch. Dann sehen wir einen braunen Arm, der sofort wieder im Grün verschwindet. Etwas schwingt sich auf uns zu. Tatsächlich eine Orang-Utan. Es ist eine Mutter, die ein Baby eng an ihren Körper geklammert hat. Sie klettert langsam am Baum herab. Etwas vorsichtig schaut sie uns an. Das Tier kennt die Zeremonie schon. Unbeeindruckt von den Zuschauern hangelt es sich zu der Plattform herunter und greift nach den Bananen. Danach kommen noch mehr Orang-Utans aus dem Wald und laben sich an den Früchten. Ein Tier schaut mich intensiv an. So als wenn er mehr über mich erfahren möchte. Die Tiere zählen nicht umsonst zu den Menschenaffen. Ihre Bewegungen, ihre Gestik, ihr Blick hat eine gewisse Ähnlichkeit mit uns. Während ich ihnen beim Essen zuschaue, bin ich wie hypnotisiert.
Der Ranger stößt mich an und ich erwache aus meinem Zustand. „Pass auf deinen Rucksack auf!“, ruft er mir barsch zu. Ich hatte ihn unbeobachtet an einen Baum gelehnt. Kaum habe ich meinen Rucksack auf dem Rücken passiert es. Ein Jungtier klettert blitzschnell runter zum Boden und schnappt sich einen Backpack. Innerhalb von Sekunden ist er wieder in sicherer Höhe in einer Baumkrone verschwunden und macht es sich bequem. Unsere ganze Gruppe schaut gespannt zu. Ein Italiener ist sichtlich nervös. „Ich brauche den Rucksack wieder. Unbedingt. Tut was! Da ist mein Bauchgurt drin, mein Pass, meine Kreditkarten, mein Geld. Alles!“ Verzweifelt schaut er jeden Ranger an. „Wir können nur abwarten“, ist die einhellige Antwort. Dann geht ein ganz merkwürdiges Schauspiel los. Genüsslich reißt das Tier den Backpack in zwei Hälften. Der Besitzer ist außer sich. Im nächsten Moment fliegt eine Taschenlampe herunter und zerschellt am Boden. Die konnte der Affe wohl nicht gebrauchen. Als nächstes schnüffelt der Affe an einer Tube Sonnenmilch, quetscht sie aus und sie landet auch unten. Die ganze Gruppe grinst. Danach probiert das Tier, was man alles mit einer Badehose machen kann. Als letztes landet ein Bauchgurt auf dem Boden. Der Mann atmet auf. Reisepass und Karten sind wieer da. Auch damit konnte der Orang-Utan glücklicherweise nichts anfangen. Nach und nach kommen auch anderen Wertsachen und sein gesamter Inhalt zurück zum Boden. Noch mal gut gegangen.
Was sich lapidar anhört wie ein großer Touristen Spaß, ist eine wundervolle Form von Ökotourismus. Auf Sumatra lebten einst viele Orang-Utans in den dichten Regenwäldern. Den letzten Jahrzehnten sind diese Regenwälder stark abgeholzt worden und Palmölplantagen gewichen. Auf den Plantagen werden Orang-Utans als Schädlinge angesehen, verfolgt und geschossen oder gefangen genommen. Wird ein Orang-Utan lebendig erwischt, landet er in einem Käfig. Denn wer einen Orang-Utan als Haustier hält, genießt ein ähnliches Ansehen wie in Deutschland jemand, der einen Porsche vor der Haustür stehen hat. Natürlich ist das illegal. Kommt die Polizei einem Orang-Utan Besitzer auf die Schliche, ändert sich leider die Situation für das Tier nicht. Die Korruption in Indonesien ist so hoch, dass das Tier weiterverkauft wird oder beim Polizisten bleibt. Hin und wieder geht es aber doch gut aus. Manchmal wird ein Orang-Utan befreit oder ein verletztes Tier gefunden und dann zur Ranger Station gebracht. Hier werden die Tiere medizinisch versorgt, gefüttert und danach in den Wald entlassen. Dort leben sie halb wild, das heißt sie sind komplett auf sich alleine gestellt, bis auf eine Fütterung am Morgen und am Abend. Somit ist garantiert, dass die Tiere genug zu fressen finden und die Ranger können kontrollieren ob eventuelle Verletzung abgeheilt sind. Damit sich die Arbeit der Ranger rechnet, können Touristen gegen eine Spende den Fütterungen beiwohnen. Auch den Bildungseffekt sollte man nicht unterschätzen. Denn hier werden die Besucher sensibilisiert, was mit den Wäldern auf unserem Planeten passiert. Auf unserer dreistündigen Anfahrt in den Park sind wir fast ausschließlich durch monotone Plantagen gefahren. Kaufen wir also im Supermarkt weniger Produkte mit Palmöl, sinkt die Nachfrage und weniger Wald wird für neue Plantagen gerodet.
Ich erzähle dir gern mehr von meinen Erfahrungen, Erlebnissen und Learnings auf Sumatra. Von den fernen Welten, und von all den Höhen und Tiefen, die das Reisen für mich bereit gehalten hat. Und vor allem: wie Du davon profitieren kannst
Freiheit leben - Was ich von der Welt gelernt habe
Abenteuer: Work & Travel in Australien. Herzrasen bei einer Autoauktion in Neu Seeland. Gefährliche Tigerbegegnung in Nepal. Bungee- oder Fallschirmsprung?
Inspiration: Meine Erfahrungen als Kanuguide in Schweden. Wie mir eine Schaffarm in Neu Seeland aufzeigt, was das Wichtigste bei der Berufswahl ist. Warum uns fremde Menschen in Asien vorbehaltlos zum Essen, Feiern und Übernachten einladen.
Persönlich: Wie die Beduinen in Jordanien mit mehreren Ehefrauen leben. Warum Panamas Kuna-Indianer ihre Unabhängigkeit verteidigen. Was die Menschen auf einsamen Inseln in Indonesien zufrieden macht.
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Darüber hinaus ist der Gunung Leuser Nationalpark ein absolutes Naturparadies. Das Dorf Bukit Lawang liegt entlang eines kleinen Flüsschens. Hier gibt es Fledermaushöhlen mit großen Scharen der kreischenden Tiere. Riesige Warane sonnen sich auf den Steinen am Wasser. Eine Horde Thomas Leaf Monkeys durchstreift jeden Morgen lautstark das Dorf und sucht die Bäume nach Früchten ab. Ich schaue einem Fischer zu, wie er in dem kleinen Flüsschen nach Nahrung sucht. Aber nichts kommt gegen ein ganz besonderes Gefühl an. Wir haben einen Menschenaffen hautnah erlebt. Wir waren so nah dran, dass ich ihm in die Augen schauen konnte. In ein paar Monaten wird er alleine im Dschungel leben, ohne die Fütterung der Ranger. Dann wird er die Weiten des gut geschützten Nationalparks durchstreifen - hoffentlich ohne Rucksäcke zu klauen.
Eine Inselgruppe, die in den gängigen Reiseführern nur mit wenigen Sätzen erwähnt wird und deshalb herrlich einsam ist. An der Westküste liegen diese 99 Inseln, von denen drei bewohnt, und zwei für Touristen erschlossen sind. Wir lassen uns für eine Woche auf der Insel Tailana nieder. Es gibt drei einfache Strandhütten zum Schlafen und eine Haupthütte, wo Mahlzeiten von der ansässigen Familie gekocht werden. Ansonsten gibt es nur Kokospalmen hier. In einer halben Stunde umlaufen wir die Insel. Wir schnorcheln vor den wunderschönen Riffen mit Rochen, Rotfeuerfischen und Kugelfischen. Zu essen gibt es Rochen vom Feuer, Pfannkuchen und Kokosnüsse. Leben reduziert - Simple Life.